Grundkurs 1

Eine dynamische Urlaubsregion

Kontraste bestimmen das Bild der Ferienziele auf der Arabischen Halbinsel: Ultramoderne Metropolen enden in endlosen Wüsten, die Ruhe kilometerlanger Strände weicht dem quirligen Treiben orientalischer Basare, die Tradition der arabischen Bevölkerung steht der Moderne des Wirtschaftslebens gegenüber.

Alles begann vor ungefähr 35 Jahren: Damals beschlossen die Scheichs in Dubai, das Emirat zum internationalen Geschäftszentrum und Ferienziel zu entwickeln – mit spektakulären Attraktionen und Unterkünften und eigenen Airlines. Der Plan ging auf.

Heute gehört die Arabische Halbinsel zu den dynamischsten Urlaubsregionen der Welt. Dubai, Katar & Co. nur auf Superlative, Luxushotels am Strand, Shopping in klimatisierten Einkaufstempeln und Freizeitparks zu reduzieren, wird der Region aber kaum gerecht. Das sagen nicht nur die Destinationswerber, sondern auch die Reiseveranstalter.

Foto: Qatar Tourism Authority

Die großen Destinationen gehen fast unisono von kräftigen Zuwächsen im Tourismusgeschäft aus. Aktuelle Krisen schrecken nicht, die Pläne sind groß und optimistisch. Das touristische Portfolio wird ständig erweitert. Und Newcomer wie Katar, Saudi-Arabien und Bahrain drängen mit Macht und vielen neuen, aufsehenerregenden Attraktionen und Events auf den Markt.

Dabei versuchen die Golfstaaten inzwischen, ihre Individualität und Vielfalt abseits der Klischees von Glitzermetropolen an schönen Stränden zu betonen. Kunst, Kultur, Tradition und Geschichte heißen die neuen Imageträger. Gute Beispiele dafür sind das Museum oft the Future in Dubai, das Nationalmuseum in Doha oder der Louvre und das Guggenheim Museum (geplante Eröffnung: 2025) in Abu Dhabi.

Foto: Spy Media

Die Golfstaaten im Mini-Porträt

Der Platzhirsch
Als Stopover-Destination begann Dubai einst seine Karriere. Mit seinen unzähligen Attraktionen, Luxushotels, Malls, Kreuzfahrthäfen und Events gilt das Emirat nach wie vor als Vorreiter und Schrittmacher für den Tourismus in der Golfregion. Die Gäste bleiben inzwischen meist eine Woche, Tendenz steigend. Bis 2025 will Dubai die Grenze von 25 Mio. ausländischen Gästen knacken – 2019, vor der Pandemie gab es gut 16 Mio. Besucher.

Die Etablierten
Abu Dhabi, das im Gegensatz zu seinem Nachbarn Dubai dank großer Ölvorkommen weniger vom Tourismus abhängig ist, hat massiv in seine touristische Infrastruktur investiert. Die Hauptstadt der VAE glänzt mit zahlreichen und immer neuen Attraktionen, vor allem Freizeitparks, Stränden, Museen und Outdoor-Aktivitäten. Bei den Besucherzahlen liegt man deutlich hinter dem benachbarten Emirat Dubai.

Foto: Ministry of Heritage and Tourism, Sultanate of Oman

Oman hat sich behutsam dem Tourismus geöffnet. Den Nachbarn Dubai und Abu Dhabi setzt das bei deutschen Urlaubern beliebte Sultanat statt Glanz und Glamour den Zauber des Orients entgegen, zum Beispiel mit bunten Märkten und mächtigen Festungen, aber auch mit Fjorden und einem Badeziel ganz im Süden des Landes.

Ras Al Khaimah ist wegen seiner Badestrände ein beliebtes Ziel deutscher Urlauber. Abseits vom Beach Life setzt das nördlichste Emirat der Vereinigten Arabischen Emirate zunehmend auf sein reiches Kulturerbe, zum Beispiel die Perlentauchertradition, aber auch auf Outdoor-Abenteuer in den Bergen.

Die Newcomer
Das lange abgeschottete Saudi-Arabien hat Ende 2019 erstmals Touristenvisa für Nichtmuslime angeboten. Mit riesigen Budgets will sich das erzkonservative Königreich als touristischer Big Player in der Region etablieren. Bis 2030 sollen die internationalen Besucherzahlen von knapp 30 Millionen auf 55 Millionen fast verdoppelt werden. Dafür werden etwa Kulturstätten restauriert, Luxusresorts am Roten Meer, Kreuzfahrthäfen und eine gigantische Wüstenstadt gebaut.

Foto: Saudi Tourism Authority

Das verstärkte Werben in Europa, etwa mit großen Sportevents wie der Fußball-Weltmeisterschaft 2022, und Partnerschaften mit Veranstaltern und Reedereien trägt Früchte: Katar verzeichnet starken Wachstum bei den Besucherzahlen. Das Emirat setzt auf erstklassige Hotels und üppigen Freizeitspaß, Naturerlebnisse und Museen von Weltrang.

Auch Bahrain, nicht einmal so groß wie Hamburg, hat massiv in die Tourismusentwcklung investiert. Dabei setzt das Königreich auf hochwertigen, vielseitigen Tourismus. Ein großer Vorteil gegenüber dem Nachbarn Saudi-Arabien: Bahrain ist wesentlich liberaler und erlaubt zum Beispiel den Konsum von Alkohol. Hotspot ist die Hauptstadt Manama.

Die kleinen VAE
Auch die kleineren Emirate Sharjah, Fujairah, Umm Al-Quwain und Ajman in den Vereinigten Arabischen Emiraten investieren stark in den Tourismus, insbesondere in den Strand-, Sport-, Abenteuer- und Kulturtourismus. Deutschland ist für sie ein wichtiger Quellmarkt.

Die Neueinsteiger
Auch in Kuwait, das stark unter den Folgen der irakischen Invasion gelitten hat, soll der Tourismus die Zukunft des Landes sichern. Bis 2035 will das Emirat Urlauber nicht nur mit seinem kulturellen Erbe, sondern auch mit Hotels, Sportarenen, Themenparks, Badestränden, Grünflächen und Outdoor-Aktivitäten locken.

Der Irak will ebenfalls zurück auf die touristische Landkarte. Erst kürzlich fand der erste Fam Trip nach über 40 Jahren mit deutschen Veranstaltern statt. Viele Hotels sind im Bau, die touristische Infrastruktur wächst. Das von Krieg und Terror gebeutelte Land kämpft auch mit Sicherheitsbedenken der hiesigen Tourismuswirtschaft.

Aufgrund des Bürgerkrieges und der humanitären Katastrophe warnt das Auswärtige Amt vor Reisen nach Jemen.